Das emotionale Gedächtnis
«Von einem rein handwerklichen Standpunkt aus ist Schauspielen die Fähigkeit, auf imaginäre Reize zu reagieren. Wir verlangen vom Schauspieler nicht, dass er irgendetwas Ungewöhnliches tun soll, sondern dass er so reagiert, wie er es täte, wenn er selbst die Figur wäre, die er darstellt.»[1]
Eine Übung:
1. Aufgabe, geistig: Denke nach, wo du gestern zu einer bestimmten Uhrzeit warst, löse eine mathematische Aufgabe usw.
2. Aufgabe, eine Muskelanstrengung: Führe irgendeine muskuläre Tätigkeit durch, die du dir selbst befiehlst.
Eine Übung:
1. Aufgabe, geistig: Denke nach, wo du gestern zu einer bestimmten Uhrzeit warst, löse eine mathematische Aufgabe usw.
2. Aufgabe, eine Muskelanstrengung: Führe irgendeine muskuläre Tätigkeit durch, die du dir selbst befiehlst.
3. Aufgabe, sensorisch oder emotional: Rieche Rauch im Raum, versuche hungrig oder wütend zu sein, hasse, sei eifersüchtig oder empört.
Die ersten beiden Aufgaben sind leicht zu erfüllen, bei der dritten Kategorie setzen die Schwierigkeiten ein. Was muss ich tun? Das Funktionieren der geistigen und muskulären Energie können wir unmittelbar mit unserer Willenskraft kontrollieren, bei unseren Sinnen oder Gefühlen können wir herzlich wenig machen. Sie unterstehen nicht unserer direkten Kontrolle. Das liegt daran, dass es im wirklichen Leben immer einen Reiz gibt, der unsere Reaktion in Gang setzt.
«Der Schauspieler ist der einzige Künstler, dessen Rohmaterial er selbst ist, er benutzt seine eigenen Muskeln, Gefühle, seinen Kopf, Stimme, Sprache und Gesten, um sich mit einem anderen Menschen zu identifizieren und ihn zu erschaffen.»[2]
Um Gefühle authentisch in einer Szene darzustellen (nicht zu spielen!) brauchen wir unser emotionales Gedächtnis. Das emotionale Gedächtnis ist nichts anderes als eine emotionale Reaktion auf ein Objekt. Das Objekt oder der Reiz dienen dazu, vergangene Erlebnisse in mir wieder wachzurufen und die damit verbundene Emotion neu zu erleben und so für die Szenen verwenden zu können.
«Das emotionale Gedächtnis ist also die emotionale Reaktion auf ein vorgestelltes, Ihnen bekanntes Objekt.»[3]
«Der Schauspieler ist der einzige Künstler, dessen Rohmaterial er selbst ist, er benutzt seine eigenen Muskeln, Gefühle, seinen Kopf, Stimme, Sprache und Gesten, um sich mit einem anderen Menschen zu identifizieren und ihn zu erschaffen.»[2]
Um Gefühle authentisch in einer Szene darzustellen (nicht zu spielen!) brauchen wir unser emotionales Gedächtnis. Das emotionale Gedächtnis ist nichts anderes als eine emotionale Reaktion auf ein Objekt. Das Objekt oder der Reiz dienen dazu, vergangene Erlebnisse in mir wieder wachzurufen und die damit verbundene Emotion neu zu erleben und so für die Szenen verwenden zu können.
«Das emotionale Gedächtnis ist also die emotionale Reaktion auf ein vorgestelltes, Ihnen bekanntes Objekt.»[3]
Wie funktionieren meine Gefühle?
Meine Gefühle reagieren nicht von selbst, es sei denn ich empfange einen Reiz, auf den sie reagieren können. Sie empfinden nicht von alleine, sie reagieren auf die Information, die ich ihnen gebe.
Dazu gibt es jedoch ganz bestimmte Bedingungen:
Entspannung
Will der/die Schauspieler/-in ein Erlebnis wieder beleben und neu durchleben, so muss er/sie sich zunächst einmal entspannen.
Sinneseindrücke
Das emotionale Gedächtnis wird durch Sinneseindrücke zum Leben erweckt.
«Gefühle reagieren nicht auf Befehle, sondern auf Sinneseindrücke. Wenn ich ihnen befehlen würde: Produzieren Sie ein Hungergefühl, einen wässrigen Mund, so werden Sie meinem Befehl nicht folgen können. Wenn ich sie aber anweise, über die Sinneseindrücke von Schokolade zu meditieren, werden Sie bald einen wässrigen Mund haben und nach einem Stück Schokolade suchen.»[4]
Konzentration auf das Objekt
Die Konzentration des/der Schauspielers/Schauspielerin muss ganz auf dem Objekt liegen (und nicht der Sorge darüber, wie er/sie sein/ihr Gefühl ausdrücken soll). Wenn ich z.B. Angst spielen soll, dann stelle ich mir das Objekt vor, das Angst in mir erregt. Der/die Schauspieler/-in ist also damit beschäftigt, die Ursache innerlich zu erzeugen und nicht die Ergebnisse. Wir dürfen uns nicht darauf versteifen, dasselbe Gefühl hervorzubringen. Sobald wir nämlich auf unsere Reaktion und nicht auf das Objekt achten, wird der Impuls unterdrückt. Konzentriere dich also nie auf das Gefühl selbst, sondern auf den Reiz, das Objekt, dass dieses Gefühl auslöste. Beim emotionalen Gedächtnis handelt es sich um ein Wiedererwecken von Erinnerungen und somit von Gefühlen (und dies bei jeder Vorstellung, jedem Take und bei jeder Probe). Es geht nicht darum, nur an das Ereignis zu denken, sondern es auf diese Weise noch einmal zu durchleben.
Mit dem Körper fühlen
Eine grosse Hilfe für das emotionale Gedächtnis ist unser Körper. Wo in Deinem Körper spürst du dein Gefühl am stärksten?
Körperliche Schmerzen sind leichter wiederzuempfinden als emotionale Schmerzen und deshalb einfacher auf der Bühne oder dem Filmset herzustellen. Von psychosomatischen Krankheiten wissen wir, dass sich emotionale Ereignisse auch körperlich ausdrücken. Man kann für starke emotionale Szenen einen körperlichen Schmerz nehmen, den man sehr gut kennt z.B. Magen-, Kopf- oder Zahnschmerzen. Nehmen wir an, du müsstest in einer Szene mit einer Pistole Selbstmord begehen. Da du damit keine Erfahrung hast, ist im Moment nicht der Selbstmord das Wichtigste, sondern der Schmerz, wenn die Kugel in den Kopf eindringt. Wie stelle ich mir das vor?
Ich muss eine Ersatzrealität finden, einen körperlichen Schmerz, den ich kenne. Ich denke z.B. an eine eiskalte Dusche, die ich schon an einem heissen Sommertag genommen habe. Diese Erfahrung, diese Realität, stelle ich mir vor. Ich stelle mir vor, dass die Pistole jetzt der Brausekopf der Dusche ist und dass die eiskalte Dusche nun jeden Moment losgehen könnte. Darauf konzentriere ich mich. Ich nutze so meine eigene Erfahrung, meine eigene Realität und versuche sie ganz stark herzustellen.
Dazu gibt es jedoch ganz bestimmte Bedingungen:
Entspannung
Will der/die Schauspieler/-in ein Erlebnis wieder beleben und neu durchleben, so muss er/sie sich zunächst einmal entspannen.
Sinneseindrücke
Das emotionale Gedächtnis wird durch Sinneseindrücke zum Leben erweckt.
«Gefühle reagieren nicht auf Befehle, sondern auf Sinneseindrücke. Wenn ich ihnen befehlen würde: Produzieren Sie ein Hungergefühl, einen wässrigen Mund, so werden Sie meinem Befehl nicht folgen können. Wenn ich sie aber anweise, über die Sinneseindrücke von Schokolade zu meditieren, werden Sie bald einen wässrigen Mund haben und nach einem Stück Schokolade suchen.»[4]
Konzentration auf das Objekt
Die Konzentration des/der Schauspielers/Schauspielerin muss ganz auf dem Objekt liegen (und nicht der Sorge darüber, wie er/sie sein/ihr Gefühl ausdrücken soll). Wenn ich z.B. Angst spielen soll, dann stelle ich mir das Objekt vor, das Angst in mir erregt. Der/die Schauspieler/-in ist also damit beschäftigt, die Ursache innerlich zu erzeugen und nicht die Ergebnisse. Wir dürfen uns nicht darauf versteifen, dasselbe Gefühl hervorzubringen. Sobald wir nämlich auf unsere Reaktion und nicht auf das Objekt achten, wird der Impuls unterdrückt. Konzentriere dich also nie auf das Gefühl selbst, sondern auf den Reiz, das Objekt, dass dieses Gefühl auslöste. Beim emotionalen Gedächtnis handelt es sich um ein Wiedererwecken von Erinnerungen und somit von Gefühlen (und dies bei jeder Vorstellung, jedem Take und bei jeder Probe). Es geht nicht darum, nur an das Ereignis zu denken, sondern es auf diese Weise noch einmal zu durchleben.
Mit dem Körper fühlen
Eine grosse Hilfe für das emotionale Gedächtnis ist unser Körper. Wo in Deinem Körper spürst du dein Gefühl am stärksten?
Körperliche Schmerzen sind leichter wiederzuempfinden als emotionale Schmerzen und deshalb einfacher auf der Bühne oder dem Filmset herzustellen. Von psychosomatischen Krankheiten wissen wir, dass sich emotionale Ereignisse auch körperlich ausdrücken. Man kann für starke emotionale Szenen einen körperlichen Schmerz nehmen, den man sehr gut kennt z.B. Magen-, Kopf- oder Zahnschmerzen. Nehmen wir an, du müsstest in einer Szene mit einer Pistole Selbstmord begehen. Da du damit keine Erfahrung hast, ist im Moment nicht der Selbstmord das Wichtigste, sondern der Schmerz, wenn die Kugel in den Kopf eindringt. Wie stelle ich mir das vor?
Ich muss eine Ersatzrealität finden, einen körperlichen Schmerz, den ich kenne. Ich denke z.B. an eine eiskalte Dusche, die ich schon an einem heissen Sommertag genommen habe. Diese Erfahrung, diese Realität, stelle ich mir vor. Ich stelle mir vor, dass die Pistole jetzt der Brausekopf der Dusche ist und dass die eiskalte Dusche nun jeden Moment losgehen könnte. Darauf konzentriere ich mich. Ich nutze so meine eigene Erfahrung, meine eigene Realität und versuche sie ganz stark herzustellen.
Ein Schluck aus dem Weinglas genügt, um zu wissen, wie der Inhalt der ganzen Weinflasche schmeckt - um einen Mörder zu spielen,
muss ich niemanden umgebracht haben.
muss ich niemanden umgebracht haben.
«Es gibt ein grosses Missverständnis in der Schauspielkunst. Der Schauspieler glaubt, er muss das gleiche Erlebnis haben wie die Figur. Aber in Wirklichkeit muss er nur ein Erlebnis haben, in dem er ein ähnliches Gefühl erzeugen kann, ganz konkret. Das ist dann der persönliche Ausdruck des Schauspielers.»[5]
Wenn ich meine Gefühle so aktivieren kann, sind sie nicht einfach gespielt, sondern echt. Dazu gibt es sogar eine wissenschaftliche Untersuchung. Schau dir als Video einen Ausschnitt des Wissensmagazins "Einstein" von SRF an: Weinen auf Knopfdruck: Blick ins Gehirn eines Schauspielers
Wer es lieber in schriftlicher Form mag, kurz und knackig in 3 Minuten: Schauspieler können Gefühle bestellen oder der ausführlichere Zeitungsartikel im "Tagesanzeiger": Gefühle sind ihr Erfolgsgeheimnis
Wenn ich meine Gefühle so aktivieren kann, sind sie nicht einfach gespielt, sondern echt. Dazu gibt es sogar eine wissenschaftliche Untersuchung. Schau dir als Video einen Ausschnitt des Wissensmagazins "Einstein" von SRF an: Weinen auf Knopfdruck: Blick ins Gehirn eines Schauspielers
Wer es lieber in schriftlicher Form mag, kurz und knackig in 3 Minuten: Schauspieler können Gefühle bestellen oder der ausführlichere Zeitungsartikel im "Tagesanzeiger": Gefühle sind ihr Erfolgsgeheimnis
[1] Lee Strasberg "Schauspielen & Das Training des Schauspielers", Alexander Verlag Berlin
[2] dito
[3] Eva-Maria Admiral, Eric Wehrlin, "Vorhang auf!", Bundes-Verlag Witten
[4] dito
[5] dito
[2] dito
[3] Eva-Maria Admiral, Eric Wehrlin, "Vorhang auf!", Bundes-Verlag Witten
[4] dito
[5] dito